Wie gestalten wir das Miteinander nach der Wahl?

Die Kommunalwahl steht kurz bevor. Die Programme sind veröffentlicht, das Angebot vielfältig – und das ist gut so. Denn Vielfalt ist die Grundlage einer lebendigen Demokratie. Doch mit dem Wahlzettel allein ist es nicht getan.

Die entscheidende Frage lautet: Wie gestalten wir das Miteinander nach der Wahl?

Unsere Gespräche der letzten Wochen – ob am Infostand, bei Veranstaltungen oder im privaten Umfeld – zeigen: Viele Menschen sind verunsichert.

Die Sorge vor politischen Extremen, hohe Lebenshaltungskosten, der Wunsch nach Stabilität, und das Gefühl, nicht gehört zu werden, sind spürbar.

Gleichzeitig stehen Ratsmitglieder unter hohem Druck: Sitzungen, Arbeitskreise, komplexe Vorlagen – das alles verlangt viel Zeit und Engagement.

Wir haben uns in den letzten Wochen, unabhängig vom Wahlprogramm, einige grundsätzliche Gedanken gemacht und möchten auch andere Parteien einladen sich hier zu beteiligen.

Zusammenarbeit der Parteien

Auch in Zeiten politischer Zuspitzung bleibt der respektvolle Umgang zwischen den Parteien und ihren Vertreterinnen und Vertretern ein tragendes Element unserer kommunalen Zusammenarbeit.

Unabhängig von der künftigen Zusammensetzung des Rates sollten wir diesen wertvollen Grundsatz bewahren und stärken. Dazu gehört die Bereitschaft, andere Perspektiven gelten zu lassen – und anzuerkennen, dass auch die Sichtweise des Gegenübers berechtigt sein kann.

Vertrauen entsteht dort, wo Entscheidungen transparent und nachvollziehbar getroffen werden. Leider erleben wir immer wieder, dass wichtige Weichenstellungen außerhalb des öffentlichen Diskurses erfolgen. Diese Praxis gefährdet die Glaubwürdigkeit politischer Prozesse – und muss dringend hinterfragt und verändert werden.

Politik als offenes Angebot

Viele Menschen fühlen sich von politischen Entscheidungen abgekoppelt – nicht gehört, nicht gesehen. Diese Entfremdung führt oft zu Frust und letztlich zur Abkehr von politischer Teilhabe. Dabei ist der Wille zur Mitgestaltung vorhanden.

Die zentrale Frage lautet:
Wie erfahren Politikerinnen und Politiker eigentlich, was die Bürger wirklich bewegt?

Vereine, Initiativen und persönliche Gespräche sind wertvolle Kanäle – doch sie bilden meist nur einzelne Interessen ab. Was fehlt, ist ein breiter, strukturierter Zugang für alle Menschen in der Gemeinde. Wir brauchen neue Beteiligungsformate, um Alle einzubeziehen die Lust haben.

Denkbar sind digitale Plattformen, auf denen Bürgerinnen und Bürger Vorschläge einreichen, Projekte kommentieren und den Fortschritt laufender Vorhaben mitverfolgen können. So entsteht ein echter Dialog – nicht nur vor Wahlen, sondern kontinuierlich.

Die technischen Möglichkeiten dafür sind längst vorhanden: Unter anderem Detmold macht es mit der APP „AppMold“ vor – und das ist nur eine Möglichkeit. Jetzt liegt es an uns, solche Lösungen aktiv zu nutzen und weiterzuentwickeln.

Verwaltung als Dienstleister

In der Verwaltung der Gemeinde arbeiten viele motivierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, dennoch benötigen die ein oder anderen Projekte zu lange oder werden immer teurer.
Das ist ein Problem, welches auch viele privatwirtschaftliche Unternehmen betrifft – aber es gibt dazu Lösungen.

Ein häufiges Problem ist, das zum einen zu viel parallel bearbeitet wird, Probleme nicht transparent gemacht werden und zu oft eine 100% Lösung angestrebt wird.
Hier können wir einige Grundsätze aus dem Projektmanagement in die Verwaltung übernehmen.
Natürlich muss dies auch von der Politik beherzigt werden.

Ein wichtiger Grundsatz ist „stop starting, start finishing“, also erst Projekte abschließen, bevor das nächste gestartet wird!

In der Umsetzung eines jeden Projektes kommt es zu Problemen – das ist normal. Umso wichtiger ist es das über den Projektstatus und auch Schwierigkeiten regelmäßig und offen kommuniziert wird, nicht erst in den Sitzungen.

Auch ist konstruktives Miteinander gefragt, oftmals reicht es die Anforderungen etwas anzupassen, um das Problem zu lösen.

Schlussendlich schlagen wir vor, dass die Verwaltung eine öffentliche Übersicht (Dashboard) mit den Top 5 Projekten pflegt – inkl. Umsetzungszeitplan und Meilensteine.

Verantwortung der Politik

Das bringt uns unmittelbar zu der Verantwortung der Politik. Anträge und Vorhaben müssen realistisch geplant und eingereicht werden. Wunsch und Ressourcen (finanziell oder personell) müssen passen – es nützt ja nichts, wenn die Projekte immer teuer werden und länger dauern.

Prioritäten dürfen sich nicht ständig ändern, ansonsten ist es der Verwaltung unmöglich die Ressourcen zu planen.